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Pferdeinfluenza (Hoppegartener Husten, Pferdegrippe)

Der folgende Beitrag ist eine Kurzinfo mit den wichtigsten Fakten:

Die Virusinfektionen der Atemwege zählen zu den infektiösen Faktorenerkrankungen. Das bedeutet, daß neben bekannten Virus- und Bakterienarten auch äußere Faktoren, die in erster Linie aus den Folgen von Streß und mangelnder Hygiene, sowie nicht artgerechter Haltung, Nutzung und Fütterung bestehen, eine ursächliche Rolle beim Zustandekommen der Krankheiten spielen. Die wichtigsten Viren hierbei sind die Influenzaviren sowie die Herpesviren des Pferdes. Gegen beide Virusgruppen existieren Impfstoffe, mit denen wirkungsvoll Immunpräventive betrieben werden kann.
Die klassischen Erreger von Hustenerkrankungen endemischen bis pandemischem Ausmaßes sind die Pferdeinfluenzaviren der Serotypen Influenza A - equi l(H7 N7) und Influenza A -equi 2 (H3 N8). Unter dieser Bezeichnung verbergen sich unterschiedliche Viren mit unterschiedlicher Flexibilität hinsichtlich der für die Impfstoffe so wichtigen antigenen Struktur. Seit Jahren sind in Europa keine Infektionen mit Influenza A - equi 1-Viren mehr nachgewiesen worden. Dagegen kursieren in zunehmenden Maße Influenza A - equi 2-Viren, deren Antigenstruktur sich relativ schnell verändert. Sie führen bei Pferden innerhalb und außerhalb Europas zu manifesten Infektionskrankheiten. Die von Impfstoffen mit alten Influenzavirusantigenen induzierten Antikörper sind nur noch bedingt oder gar nicht mehr in der Lage, gegen diese neuen Virusstämme zu schützen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, die einzusetzenden Impfstoffe auf ihre aktuellen Influenza A - equi 2 Repräsentanten zu prüfen.
Zur Verleihung einer belastbaren Immunität gegenüber dieser wichtigsten Atemwegsinfektion des Pferdes ist dieses in einem permanenten Impfzyklus zu halten. Dieser beginnt mit der Durchführung der Grundimmunisierung im fünften Lebensmonat des Fohlens oder noch später. Die Grundimmunisierung besteht aus zwei Impfungen im Abstand von sechs bis acht Wochen und muß gefolgt sein von einer dritten lmpfung ein halbes Jahr nach der zweiten Impfung. Dann erst sprechen wir von einer abgeschlossenen Grundimmunisierung.
Wichtig ist, die Fohlen nicht zu früh zu impfen, da zum einen mütterliche Antikörper aus dem Kolostrum von geimpften Stuten oder von Influenza-infizierten Stuten, über den sechsten Monat hinaus im Fohlen persistieren und den Impferfolg gefährden können. Zum anderen reagieren Fohlen jenseits des 6. Lebensmonats auf Impfungen mit inaktivierten Antigenen mit einer besseren Antikörperbildung als jüngere Fohlen. Die dritte Impfung als Teil der Grundimmunisierung ist auch deshalb erforderlich, da die Influenza A - equi 2-Serotypen von einer geringen Immunogenität sind und diese dritte Impfung zur Steigerung der Antikörperbildung erforderlich ist. Dringend sind Wiederholungsimpfungen im Abstand von sechs Monaten zu empfehlen.
Die Impfempfehlung mancher Impfstoffhersteller, die auch bedauerlicherweise in die Impfvorschrift der FN für Turnierpferde Einzug gefunden hat, basiert auf deren Aussagen, daß sie mit ihren Impfstoffen einen über l2 Monate belastbaren Impfschutz erzielen könnten. Da hierbei jedoch gleichzeitig die Empfehlung gegeben wird, "bei besonderer Gefährdung" alle sechs Monate zu impfen, impliziert dies, daß in jedem Falle ein besserer Schutz durch halbjährliche Impfungen erzielt wird. Für einen sicheren Schutz der Pferdepopulation kann nur dieses Impfintervall empfohlen werden. Desgleichen ist es unerläßlich, alle Pferde eines Bestandes zu impfen, nicht nur z. B. das einzelne Turnierpferd, da erst der Populationsschutz einen Schutz vor seuchenhafter Ausbreitung der Pferdeinfluenza gewährleistet. Etwa 80% der Pferde müssen hierfür immunologisch geschützt sein.
Wie bereits angedeutet, können nur die Impfstoffe einen verläßlichen Schutz bieten, in denen die jeweils aktuellen Virusstämme enthalten sind. Die klinisch manifeste Influenza wird in erster Linie durch Influenza A-equi-2-Viren verursacht, deren antigene Veränderungen haben in den letzten 20 Jahren zu neuen Virusstämmen geführt haben.
In den Impfstoffen Duvaxyn/ IE plus sowie Prevacun z. B. sind diese aktuellen Virusstämme derzeit schon enthalten, so daß diese Vakzinen momentan als die aktuellsten zu empfehlen sind. Für den Impfstoff Resequin ist die Aktualisierung mit diesen Antigenen vorgesehen. In Zukunft werden alle Hersteller von Influenzaimpfstoffen dafür Sorge tragen müssen, daß ihre Impfstoffe die jeweils aktuellsten Impfantigene enthalten. Bis dies erreicht ist, gilt infolge von Kreuzschutz unterschiedlicher Quantität zwischen den einzelnen A 2 Stämmen, daß ältere Pferde (älter als 6 Jahre), die über Jahre konsequent gegen die alten Influenza A 2-Stämme vakziniert wurden, ohne erneute Grundimmunisierung mit den o.a. neuen Impfstoffen weiterhin geimpft werden können. Dies gilt nicht für junge Pferde (jünger als 6 Jahre) oder erst seit wenigen Jahren geimpfte Pferde. Bei diesen muß bei Wechsel des Impfstoffes, zur Verleihung eines belastbaren Impfschutzes wieder mit der Grundimmunisierung begonnen werden.

Autor: Prof. Dr. Dr. habil. Peter Thein in Gesellschaft für Pferdemedizin GPM Stand 04.2002