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Überlegungen zur Beurteilung von Pferdefuttern

  

Heu und Stroh 

Das Pferd als Steppentier bezieht seine Grundnahrung aus langfaserigem Futter. Hierzu eignen sich gute, staub- und schimmelfreie Qualitäten von Heu und Stroh (Schlechte Heu und Strohqualitäten sollten für Pferde tabu sein, da sonst Atemwegserkrankungen unweigerlich die Folge sind). Im Idealfall sollte dieses Futter als Grundfutter ad libitum zur Verfügung stehen. Erst wenn mit dieser Futtergabe der Energiebedarf des Pferdes nicht mehr gedeckt werden kann, sollte mit Körnerfutter ergänzt werden (daher der Name Ergänzungsfutter).
Bei der Fütterung von Stroh ist darauf zu achten, dass die gefütterte Strohmenge nicht ein Drittel der Gesamtraufuttermenge übersteigt.  Anderenfalls besteht  die Gefahr einer Anschoppungskolik. 

Pellets oder Körner

Die Verdauung beginnt beim Pferd, genau wie beim Mensch, bereits im Maul. Dort wird das Futter durch die Kautätigkeit zermahlen und eingespeichelt. Bei der Gabe von Pellets kann man beobachten, dass diese ohne große Kautätigkeit heruntergeschlungen werden. Das für eine effiziente Verdauung so notwendige Einspeicheln findet nicht oder nur in sehr geringem Umfang statt. Es besteht eine erhöhte Gefahr von Schlundverstopfungen. Außerdem wird die Darmtätigkeit durch Pellets erheblich weniger angeregt als durch Körner. Durch diese beiden Gründe ist am Ende des Dünndarms noch eine erhebliche Menge unverdaute Stärke vorhanden. Diese Stärke wird im Dickdarm äußert uneffektiv verstoffwechselt. Außerdem besteht hier die Gefahr von Koliken durch Fehlgährungen im Dickdarmbereich.

Eiweiß / Energie

Um den Gehalt an verdaulicher Energie in einem Mischfutter zu steigern sind vor allem die Rohnährstoffe Rohfett und die N-freien Extraktstoffe (siehe unten bei Energieberechnung) geeignet. Rein rechnerisch ist dies auch durch Rohprotein möglich, aber bei bedarfsüberschreitenden Proteingaben werden die Proteine in energieverbrauchenden Stoffwechselprozessen abgebaut. Am Ende dieses Prozesses ist die aus dem Futter real zur Verfügung gestellte Energie (Nettoenergie) geringer als die eines eiweißärmeren Futters, das rechnerisch weniger Energie bereitstellt (Fälle in denen zuviel Eiweiß gefüttert wird findet man relativ häufig: Dünnes, relativ kraftloses Pferd mit struppigem Fell, das Unmengen von Kraftfutter bekommt). Von diesem Weg kann daher nur dringend abgeraten werden.

Die energiereichen Fette haben den Vorteil eines hohen Brennwertes und einer hohen Verdaulichkeit. Die einsetzbare Menge ist jedoch begrenzt (siehe Futterationsberechnung), da Pferde keine Gallenblase haben und daher mit größeren Mengen Fett nicht fertig werden. Bei einer geplanten Ölzugabe sollte die Dosis daher auch langsam auf die geplante Menge gesteigert werden!

 

Getreideaufschlüsse

Getreide können zur besseren Verwertung im Pferdemagen durch thermische Prozesse (Hitze) aufgeschlossen werden. Gängige Verfahren sind mikronisieren, aufpoppen, rösten und hydrothermisch aufschließen. Die Futtermittelhersteller, die so behandelte Getreide einsetzen  argumentieren oftmals, dass der Energiegehalt dieser Futter besonders hoch ist, weil die Verdaulichkeit durch den thermischen Aufschluß steigt. Dies ist so nicht ganz korrekt, die Verdaulichkeit von Stärke liegt ohnehin bei 80 % (siehe Energieberechnungsschema). Der Gehalt an verdaulicher Energie kann also wenn überhaupt nur unwesentlich gesteigert werden. Der eigentliche Effekt der thermisch behandelten Getreide, der in einer Verschiebung des Verdauungsortes liegt, bewirkt eine Steigerung der dem Pferd zur Verfügung stehenden Nettoenergie. Um energetisch effizient ausgenutzt zu werden muß die Getreidestärke im vorderen Verdauungstrakt, d.h. im Magen und im Dünndarm verdaut werden. Eine Verdauung im Dickdarm erfolgt unter Zuhilfenahme von Mikroben und dies ist verhältnismäßig uneffektiv (außerdem gibt es auch noch andere Nachteile wie Kolikgefahr durch Fehlgährungen).
Im Fall von Mais wurde dies experimentell untersucht. Die Verwertung der Maisstärke bis zum Dünndarmende stieg von rund 30% im unbehandelten Korn auf etwa 90% im gepoppten Korn (Meyer u.a., 1993). Bei den anderen drei für die Pferdefütterung relevanten Getreidesorten Hafer, Gerste und Weizen sind die Steigerungen nicht ganz so spektakulär aber ebenfalls erheblich.
Ob thermisch aufgeschlossene Getreide in der Futtermischung verwendet werden, ist in der Regel in den Prospekten der Futtermittelhersteller erwähnt.

 

Vitaminisierung / Mineralisierung

In allen Misch-Kraftfuttern sind mehr oder weniger Vitamine und Minerale zugefügt. In der Futterrationsberechnung ist zu sehen, wieviel das individuelle Pferd braucht. Woher die Vitamine und Minerale kommen ist dabei sekundär. Wenn das Kraftfutter so reichhaltig vitaminisiert und mineralisiert ist, dass man auf ein Zusatzfutter verzichten kann, ist das Futterhandling viel einfacher. Am Ende sollte der Geldbeutel entscheiden.
Wichtig ist, dass  darauf geachtet wird, dass es zu keiner Überversorgung kommt!

Kräuter

In einigen Mischfuttern sind Kräuter enthalten, außerdem werden auf dem Markt verschiedene Kräuterprodukte abgeboten. Dies ist bei der heute üblichen Wiesenmonokultur ein durchaus sinnvoller Zusatz. Dabei sollte man aber darauf achten, dass das Futter nicht nur gut riecht (ätherische Öle) sondern auch wirklich dem Preis entprechend Kräuter enthält!
Grundsätzlich kann man drei verschiedene Kräuterzusätze in Hauptfuttern auf dem Markt finden:

* Kräuter die die Atemorgane unterstützen
* Kräuter die Ekzemlindernd sind beziehungsweise die den Stoffwechsel anregen und das Fell unterstützen )z.B. gegen das Sommerekzem bei Isländern)
* Kräutermischungen die die Gesundheit des Pferdes allgemein unterstützen

Kräuter die die Gesundheit allgemein unterstützen können nach unseren Erfahrungen in niedriger Dosierung ganjährig gegeben werden.
Kontinuierliche hohe Dosierung von Kräutern ist dagegen schädlich, da die erhoffte Wirkung über den "Gewöhnungseffekt" im Laufe der Zeit nachläßt.