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Herpes Virusinfektion (Virusabort)

Der folgende Beitrag ist eine Kurzinfo mit den wichtigsten Fakten:

Das EHV-1 Virus ist für 3 unterschiedliche klinische Bilder verantwortlich:

  • die respiratorische Erkrankung
  • Aborte bei tragenden Stuten und die
  • nervale Erkrankung.

Während eines Ausbruches von paralytischer Erkrankung (Lähmungen) können auch respiratorische Symptome und/oder Aborte auftreten. Die Infektion kann bei manchen Tieren aber auch ohne klinische Symptome verlaufen. Pferde jeden Alters können betroffen sein. Sowohl Einzelfälle als auch größere Ausbrüche mit mehreren Todesfällen können auftreten. Die klinischen Symptome variieren von einer geringgradigen Inkoordination der Hintergliedmaßen bis zu schwerer Paralyse und Festliegen. Das Auftreten nervaler Symptome ist meistens akut, eventuell gehen Fieber, Mattigkeit und/oder respiratorische Symptome ein oder 2 Wochen bevor. Es kann zu Lähmungen des Schweifes und der Blase mit Kot- und Harnabsatzproblemen kommen. Bei Tieren, die nicht zum Festliegen kommen, besteht eine Chance auf völlige Heilung, die aber mehrere Wochen dauern kann. Die Prognose ist aber jedenfalls sehr vorsichtig zu sehen und wird schlecht für Tiere, die länger als 24 Stunden nicht stehfähig sind.

Die Infektion wird hauptsächlich über direkten Kontakt übertragen, aber auch eine indirekte Übertragung über Personen ist möglich. Unter Umständen kann auch eine aerogene Verbreitung erfolgen. Durch geschickte Isolation (strikte Trennung kranker Tiere, Quarantänemaßnahmen etc.) und hygienische Maßnahmen kann ein Ausbruch limitiert werden. Infizierte Tieren scheiden das Virus speziell mit dem Nasen- und Augensekret aus, was auch bei Tieren der Fall ist, die keine klinischen Symptome zeigen. Die Virusausscheidung dauert durchschnittlich etwa 14 Tage.

Nach einer Infektion bleiben Teile des Virus im Körper, das betroffene Tier bleibt ein latenter Virusträger. Solche Virusträger sind normalerweise nicht infektiös. Das Virus kann allerdings reaktiviert werden, was häufig nach Stresssituationen, wie z.B. Transport, oder bei immungeschwächten Tieren passieren kann. Die reaktivierten Träger scheiden das Virus aus, oftmals ohne klinische Symptome zu zeigen. Manchmal sind solche Virusträger die Ursache eines Ausbruchs. Nachdem equine Herpesvire in den Pferdepopulationen weit verbreitet sind, ist auch mit einer großen Zahl latenter Virusträger zu rechnen (in England und den Niederlanden z.B. 75 % der Pferde).

Die Diagnose kann i.a. nicht aufgrund der klinischen Symptome allein mit Sicherheit gestellt werden. Mittels Laboruntersuchungen kann dieVerdachtsdiagnose bestätigt werden. An Proben eignen sich EDTA-Blutproben akut erkrankter Pferde und Konjunktival- und Nasentupferproben. Am Institut für Virologie (Klinische Virologie) der Veterinärmedizinischen Universität Wien wird mittels Polymerasekettenreaktion (PCR) der Nachweis viraler Nukleinsäure innerhalb von ca. 2 Arbeitstagen durchgeführt, wobei die Aussicht auf Virusnachweis im akuten Krankheitsstadium gegeben ist. Falls der Virusnachweis nicht gelingt, kann durch den Nachweis eines Antikörperanstieges an gepaarten Blutproben die Diagnose gestellt werden. Im Abortusfall sind Organe des abortierten Fohlens einzusenden.

Eine ursächliche Behandlung gegen das Virus ist nicht möglich. Es können nur unterstützende Therapien durchgeführt werden. Nicht stehfähige Pferde müssen mit Hilfe von Hängegurten unterstützt werden. Die Prognose für schlimm gelähmte Pferde ist fraglich.

Die natürliche Immunität nach einer Herpesvirusinfektion ist nicht langdauernd, und das Pferd wird nach einigen Monaten wieder empfänglich für Reinfektionen. Meistens werden die Symptome mit jeder Reinfektion milder oder bleiben überhaupt aus.

Vakzinierung gegen EHV-1 ist sehr empfehlenswert. Mit den heutigen Vakzinen gelingt es zwar nicht, einen sicheren Schutz vor Infektion und Krankheit zu erzielen; ein Schutz gegen nervale Symptome ist nicht dokumentiert. Geimpfte Pferde erkranken aber mit milderen Krankheitserscheinungen, Aborte treten wesentlich seltener auf, und die Virusausscheidung ist geringer und dauert kürzer an als bei ungeimpften Pferden. Von besonderer Bedeutung ist, dass ein strikt eingehaltenes Impfregimen (Nachimpfungen nach Empfehlung des Impfstoffherstellers; jedenfalls alle 6 Monate, tragende Stuten außerdem 2 x während der Trächtigkeit) befolgt wird und stets der gesamte Bestand geimpft wird. Damit kann die Populationsimmunität erhöht werden und somit die Menge an ausgeschiedenem Virus vermindert werden, was wiederum dem Einzeltier zugute kommt. Vakzinierungen während eines akuten, fieberhaften Ausbruches (ev.mit nervalen Symptomen) sind nicht anzuraten.

Kontrollmaßnahmen im Fall eines EHV-1-Ausbruches:

1. Bei akuten Krankheitssymptomen mit Verdacht auf EHV-1-Infektion ist möglichst schnell ein Tierarzt beizuziehen; es soll eine virologische Untersuchung zur Bestätigung des Verdachtes durchgeführt werden. (Während akuter Krankheitsphase (!), EDTA-Blut, Tupferproben).

2. Bevor die Diagnose bestätigt wird, müssen die betroffenen Tiere isoliert werden; der Pferdebestand soll möglichst in kleine Gruppen aufgeteilt und örtlich voneinander getrennt werden; Kontakte mit Pferden außerhalb des Bestandes sind zu meiden; hygienische Maßnahmen (Reinigung und Desinfektion) für Personen, die zwischen diesen Gruppen verkehren, speziell für die, welche mit den kranken Tieren Kontakt haben, sind zu treffen; besondere Sorgfalt bei trächtigen Stuten !

3. Wenn eine EHV-1-Infektion bestätigt ist, muss eine sorgfältige Überwachung der Tiere auf eventuell neue Krankheitsfälle erfolgen; alle Maßnahmen inklusive Vermeidung fremder Pferdekontakte müssen sehr strikt bis etwa 2-3 Wochen nach dem letzten Krankheitsfall befolgt werden.

Autoren (alphabet.):
Univ.Prof.Dr. Jörg AURICH (Geburtshilfe)
Univ.Prof.Dr. Rene van den HOOVEN (I.Med. Klinik)
A.Univ.Prof. Dr. Karin MÖSTL (Klin. Virologie)